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Integrierte im Winter


Die Prospekte versprechen wohliges Leben in einsamer verschneiter Winterlandschaft. Denkste:

Dieser Beitrag gilt sinngemäß auch und vor allem auch für alle Teilintegrierten und Alkovenmodelle, bei denen die Mitbenutzung der Sitze im Führerhaus zur normalen Nutzung gehört.

Der Integrierte zeichnet sich durch ein großes Panoramasichtfeld im Frontbereich aus. Dieser Vorteil ist sogleich sein größter Nachteil und unterscheidet ihn dann nicht von den TI´s und Alkovenmodellen. Es wird dort sehr kalt. Dies gilt vor allem für diejenigen Modelle, die noch nicht einmal isolierte Doppelscheiben an den Seiten im Führerhausbereich haben. Die große Frontscheibe gibt es ohnehin nicht isoliert.

Die Heizung hört meistens im Bereich der Vordersitze auf. Alde-Konvektoren rund um das Armaturenbrett sind selten; Heizungsgebläse, die bis zur Windschutzscheibe reichen, ebenfalls. Die Frontscheiben kühlen also extrem ab und es bildet sich eine Kältestrahlung im Winter. Man sitzt im Führerhausbereich und fühlt, als wäre ein Fenster offen. Sehr ungemütlich. Kondenswasser an den Scheiben vermittelt Waschküchenklima, selbst wenn die Luftfeuchtigkeit nicht sonderlich hoch sein sollte. Physik und Taupunkt lassen sich nicht austricksen.

Was tun:

Wer in der kalten Jahreszeit den Integrierten nutzen will, muss sich Gedanken machen. Die grauen und undurchsichtigen Isomatten sind eine denkbar schlechte Lösung, weil man sich damit „zuhängt“. Die Rundumsicht ist weg. Die gemütliche Sitzgruppe, wegen der man sich das Fahrzeug eigentlich ausgesucht hat, wird zur Höhle. Aus den Seitenscheiben oder nach vorne rauszuschauen wird unmöglich. Die Matten flattern im Wind, nerven dann beim Schlafen, zumindest, wenn man Nutzer eines Hubbettes sein sollte, sind zudem teuer und nur aufwendig zu montieren. Einfache Saugnäpfe fallen regelmäßig wieder ab. Der Integrierte ist dann ebenso kalt dran, wie jeder TI oder Alkoven, gegen die man sich bewusst entschieden hatte, um die Panoramasicht zu genießen. Widersinnig das alles. Verkäufer haben regelmäßig von so etwas noch nie gehört.
Abhilfe kann eine um das Armaturenbrett verlaufende Heizschlange bringen. Diese wird aber auch nur dann die Kälte fern halten, wenn zusätzlich Konvektorenbooster montiert sind. Sonst wird das laue Lüftchen der Konvektion nicht ausreichen, die Scheibe ausreichend zu erwärmen. Der Verlust und der erhöhte Gasbedarf sind beträchtlich und muss einkalkuliert werden. Will man oder hat man das nicht, muss man sich wieder „zuhängen“.

Im Fußbereich des Führerhauses ist meistens das Chassis kaum isoliert. Hier bietet ALDE inzwischen für gängige Modelle eine zu integrierende Fußbodenmatte an. Kostet ca. 450,- € plus Einbau. Es werden zwei Abzweige in den Zu- und Rückfluss der Warmwasserheizung eingebaut. Mit Schnellkupplungen lässt sich die Fußmatte im Sommer wieder rausnehmen.

Alternative ist eine Zusatzheizung, die sinnvoller Weise mit Diesel betrieben werden sollte. Dann hat man einen unabhängigen Kreislauf, der einen nicht zum Heimfahren zwingt, wenn eine Heizung ausfallen sollte. Ein Wärmetauscher verbindet den Dieselheizkreislauf mit dem Aldesystem. Außerdem kann damit auch zusätzlich der Motor vorgewärmt werden. Problem könnte die Stromversorgung für die Dieselheizung sein. Vorher erkundigen, welches System welchen Strombedarf hat.

Zudem sind bei allen Zusatzeinbauten die Gewichtsreserven zu beachten.

Steht man im Winter ohnehin nur auf Plätzen mit Strom, genügt oft schon der berühmte Ecomat, auf 450 Watt eingestellt, um den Frontbereich wärmer zu bekommen. Dieses tolle Gerät ist recht leise (leiser als eine Gebläseheizung sowieso) und läuft auch bei geringer Absicherung des Stromverteilers auf dem Campingplatz, ohne dass die Sicherung rausfliegt. Die Heizleistung ist erstaunlich. Die Anschaffung günstig. Die Mehrkosten für Strom sind sicher geringer, als die Mehrkosten für eine Dieselzusatzheizung.

Im Sommer gilt alles umgekehrt. Durch die großen Fenster entsteht ein Treibhauseffekt. Das Fahrzeug wird extrem aufgeheizt. Da keine Abschottung zum Wohnraum gegeben und gewünscht ist, muss die Hitze irgendwie wieder raus. Das führt wieder zur Abschottung, so dass die Panoramasicht erledigt wäre, oder den Einbau einer vernünftigen Kälteanlage, Klimaanlage möchte ich die angebotenen Geräte lieber nicht nennen. Leistungsstarke Kältegeräte brauchen 220 Volt. Also ist das autarke Stehen erledigt, es sei denn, ich habe ein Dickschiff mit Generator. Moderne große Frontscheiben oder gar Glasdächer und viele Dachluken lassen zusätzlich viel Hitze ins Fahrzeug. Gegenmaßnahmen sind fast zwingend erforderlich.

© Ulrich Dähn, Rechtsanwalt, Bad Hersfeld, 01-2015, www.wohnmobilrecht.de

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